Vor drei Wochen
Kollege: Brauchst du Treber?
Ich: Hä? (fränkisches Interrogativpronom)
Kollege: Ich braue hobbymäßig ein bisschen Bier. Da bleiben die Rückstände der Malzmaische übrig, das brauche ich nicht mehr. Aber man kann es noch zum Brotbacken nehmen. Du backst doch hin und wieder Brot?
Ich: Ja. Aber ich mag kein Bier.
Kollege: Das schmeckt nicht nach Bier, das ist nur Malzbrei.
Ich: Das schmeckt also nicht nach Bier?
Kollege: Nein.
Ich: Na gut, ich nehme ein bisschen von dem … ähhh … Ding … Zeug .. ähhh …
Kollege: Treber.
Ich: Genau.
Zwei Wochen später …
Das bisschen Treber stellte sich als eine Vier-Kilo-Tüte voll des Malzbreis heraus. Also ran ans Brotbacken. Eine Rezeptrecherche im Netz half mir nur bedingt — alle Rezepte für Treberbrot waren mit Bier als Zutat — nix für mich. (Jaja, man schmeckt das Bier dann gar nicht als Bier … aber ich weiß, dass es drin ist)
Also habe ich mir einen eigenen Mittelweg aus den diversen Rezepten zusammengebastelt.
Man nehme Ich nahm:
- 500 Gramm Treber
- 1000 Gramm Vollkornmehl
- Eineinhalb Päckchen Trockenhefe
- 250 Milliliter Wasser
- 150 Milliliter Weißwein
- 150 Gramm Haselnüsse
- Ein Hand voll Kümmel
- Drei Teelöffel Salz
- Viel Glück
Alle Zutaten in eine große Schüssel geben und darauf achten, dass dann noch Platz in der Schüssel ist — der Teig wird noch größer werden. Alles miteinander vermischen und verkneten. Ich habe das bei diesem Brot mit der Hand gemacht — was, wie ich hinterher gemerkt habe, eine Sauarbeit ist.
Das Kniffelige beim Treberbrot ist die Menge der Flüssigkeit. Im Grunde kommt es darauf an, wie trocken oder feucht der Treber ist. Da muss man einfach mit Gefühl den Teig kneten und immer mal ein wenig Wasser (und in meinem Fall Wein) nachkippen, bis man einen festen, aber nicht trockenen Brotteig hat. Die 400 Milliliter sind also die Menge nur für meinen Treber an diesem Tag — das kann bei anderen Trebern abweichen.
Ok, mangels jahrzehntelanger Brotbackerfahrung habe ich geraten, wieviel Wasser reinkommt. 😉
Dann habe ich den Teig mal zweieinhalb Stunden mit einem Geschirrtuch abgedeckt und an einem waren Ort gestellt. Während dieser Zeit passierte das Hefewunder — das Volumen des Teigs hat sich verdoppelt! Zauberei! 😀
Den Ofen hab ich auf gut 200 Grad vorgeheizt, das Brot in eine eingefettete Kastenform und eine eingefettete Glasauflaufform gegeben, oben noch die Sollbruchstelle für den Teig mit einem Messer eingeritzt und ab mit den Broten eine Stunde lang in den Ofen.
Dann den Ofen aufgemacht und … aaaaaaaaaaaah … Brot! 🙂
Das Treberbrot hat mir ganz gut geschmeckt, leicht malzig im Abgang, aber wirklich ohne jeglichen Hauch von Biergeschmack. Glücklicherweise.
Die Kruste war … krustig, das Innere ganz leicht bröselig, was sich aber mit jedem Tag Lagerung gebessert hat — warum auch immer. Und es war extrem nahrhaft! 🙂
Das größere Rätsel und Unglück war, dass beim Brot in der Auflaufform aus Glas der Boden an der Form angebacken war — so richtig angebacken, dass ich amputieren musste. Und ich bin mir sicher, dass ich die Auflaufform reichlich mit Butter eingefettet habe. Warum hat sich der Teig dermaßen angepappt?
Aber egal — ich konnte eine Woche an dem Brot essen und es hat geschmeckt.
Vielen Dank für das Rezept! Ich selbst mag auch kein Bier und wollte darum auch keines im Brot haben 😉
Ich habe es ohne Nüsse und Kümmelgemacht und muß sagen uns schmeckt es super!
Des sehe ich völlig anders Noémi.
Höchste Zeit, dass unser kreative Kollege mal an die Basis für gutes Brot herangeführt wird.
Ciao Werner
Stimmt, ich würde schon mal gerne wissen, was ich eigentlich mache. 😉
Da hast du ja jetzt gar keinen Brotbackkurs mehr nötig 😉