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Schuld daran ist Moggadodde. Sie hat mich zur Kurzem zu sich zum Essen eingeladen. Zum Muschelessen. Miesmuscheln. Durch irgendwelche familiäre Verstrickungen ist das eine oft aufgetischte Tradition in ihrem Hause. Ganz im Gegensatz zu meinem Hause und zu meinen familiären Verstrickungen. Ich habe nämlich bis dato kaum mal wirklich Muscheln gegessen. Doch diese kulinarische Lücke wurde überaus lecker gestopft.
Ich habe an diesem Abend Moggadodde und ihrem Mann an ihrer Seite über die Schulter geguckt und mich wenige Wochen später selbst an den Topf gemacht — ohne große Ahnung. Ein Kochdepp eben. Es sah allerdings auch wirklich sehr einfach aus. 😊
Muscheln kochen ganz einfach
Zuerst Miesmuscheln kaufen, knapp ein Kilogramm pro Person. Klingt viel, aber das Gewicht kommt vor allem durch die Schalen. Die Muscheln habe ich vor der Zubereitung nochmal gründlich gewaschen.
Muscheln werden im Topf mit den restlichen Zutaten vermischt.
Bei Moggadodde gab es Muscheln in zwei Varianten: Rot und Weiß. Ich habe mich für die R-Variante entschieden, schließlich isst man Muscheln traditionell in Monaten die auf „R“ enden und nicht auf „W“.
Mein R-Zutaten:
Rote Tomatenstücke
Rote Zwiebeln
Rohen Knoblauch
ein Stückchen SelleRie
ein bis zwei KaRotten
einen Schuss Rotwein
GewüRze
… und … ähhhh … Öl.
Was noch nicht klein ist, wird klein geschnippelt. In einem großen Topf habe ich die Zwiebeln und den Knoblauch in ein wenig Öl angeschwitzt, und dann gleich die Sellerie- und Karottenstückchen hinterher. Einen Augenblick alles schmurgeln lassen, dann mit dem Schuss Rotwein ablöschen, die Tomaten in den Topf geben und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Und nun habe ich die Muscheln in den Topf geschüttet, mehrmals kräftig umgerührt und rund zehn Minuten bei mittlere Hitze auf dem Herd ziehen lassen.
Regeln beim Muschelnessen
Das war’s. Kein große Kochkunst also, war mir sehr entgegen kam. Aber das Ergebnis war sehr lecker. Gegessen habe ich die Muscheln, wie Moggadodde es mir beigebracht hat.
Nur die Muscheln essen, die offen sind. Wenn man an das Muschelfleisch nicht ohne Kraftaufwand herankommt, soll man es auch nicht essen.
Eine Muschel wird als Zange verwendet, um mir ihr das Fleisch aus anderen Muschen zu pulen und zu essen.
Immer schön Wein dazu trinken.
Voilà — Miesmuscheln mit Tomatensud und Weißbrot.
Restliche Muscheln verwerten
Ganz habe ich die Muschelportion nicht geschafft. Das war aber nicht tragisch. Ich habe die übrigen Miesmuscheln ausgepult, das Fleisch und den restlichen Sud aufgehoben und am Tag darauf mit einer Portion Spaghetti gesessen. Ebenfalls wunderbar.
Die Reste von der Muschelschlemmerei am Vortag zusammen mit Spaghetti.
Auf dem Balkon wächst und gedeiht gerade alles. Das wechselhafte Wetter — Regen, aber auch viel Sonnenschein — hat den Pflanzen gut getan. So gut, dass ich zumindest bei den Kräutern kaum mit dem Verbrauchen nachkomme.
Bevor sie vertrocknen oder verblühen, habe ich schon mal mit der ersten Ernte von Schnittlauch und Koriander begonnen. Beides habe ich dann fein geschnitten. Geschnippelt habe ich auf dem Balkon, umgeben von Pflanzen dort, das war wunderbar — ein herrlicher Schnittlauch- und Korianderduft lag in der frischen Luft.
Ich habe den Koriander und den Schnittlauch in Gläser abgefüllt. Die kamen direkt in den Gefrierschrank. Jetzt kann ich mir immer etwas rausnehmen, während draußen auf dem Balkon schon die nächsten Kräuter nachwachsen.
Kennt ihr solche Filme oder Serien, in denen der Held aus irgendeinem Grund der einzige Mensch ist (oder einer der wenigen), der die Wahrheit über die Welt kennt? Nur er kann sehen, dass Monster unter uns leben, die Welt nur eine Simulation der Matrix oder Soylent Green Menschenfleisch ist. Genau so geht es mir mit Schinkennudeln.
Ja, lieber Leser und liebe Leserin, auch du wurdest dein Leben lang in der Dunkelheit der Schinkennudel-Welt gehalten. Zeit, dich ins Licht zu führen.
Was du auf deinem Teller bisher für Schinkennudeln hielst, waren einfach nur Schinken, Nudeln und vielleicht noch Soße auf einem Stück Porzellan. Ohne Seele, ohne tiefere Verbindung mit dir oder dem Universum.
Meine Familie hütet seit Generationen — zumindest seit zwei Generationen — das Geheimnis der wahren Schinkennudeln, in der die Essenzen des Schinkeligen und des Nudeligen harmonisch zusammengefügt wurden. Die Welt ist reif geworden für die Wahrheit, lass mich das Geheimnis lüften.
Die Zutaten
Für die echten und wahren Schinkennudeln brauchen wir:
150 Gramm gekochter Schinken
500 Gramm Nudeln — Spiralnudeln bevorzugt
5 Eier
eine Zwiebel
ein Döschen Tomatenmark (40 Gramm)
100 Milliliter Sahne
Milch nach Belieben
Pfeffer
Salz
An Geräten: Einen Topf für Nudeln, einen für die Soße, eine bis zwei Kochplatten, einen Backofen.
Es ist also nichts Exotisches an Zutaten in dem Rezept, wie ihr sehen könnt. Genau wie das Leben an sich keine besonderen Atome benötigt, liegt auch bei den echten Schinkennudeln das Geheimnis in der Organisation und Struktur der ganz normalen Zutaten.
Nudeln und Eier
Die Eier kommen über die Nudeln – und sonst nichts.
Es beginnt ganz harmlos. Die Nudeln kocht ihr in heißem Salzwasser, bis sie bissfest gar sind. Während die Nudeln vor sich hin kochen, verrührt ihr die Eier in einem Gefäß und würzt sie leicht mit einer Prise Pfeffer und Salz.
Die Nudeln gebt ihr in eine Auflaufform, die verklöppelten Eier gießt ihr darüber und rührt alles noch mal durch. Die Nudel-Ei-Auflaufform kommt nun für etwa 20 Minuten in den 180 Grad heißen Backofen. Ich lasse sie auch gerne etwas länger drin, bis die obersten Spitzen der Nudeln beginnen tiefbraun und knusprig zu werden. Das ist aber natürlich Geschmackssache.
Die Soße
Schinken und Zwiebel für die Soße.
Kommen wir zu Soße. Den Schinken schneidet ihr in beliebig große Stücke, die Zwiebel in eher kleine. Und ab mit dem Geschnippelten in einen Topf mit ein wenig heißem Öl, um es kurz anbraten zu lassen.
Echt heiß, gekochter Schinken und Zwiebeln im Topf.
Jetzt bringen wir ein wenig Farbe ins Spiel. Das Tomatenmark gebt ihr in den Topf mit dem Schinken und den Zwiebeln, rührt es durch und lasst es ein wenig anbräunen. Und dann nehmen wir mit der Sahne — in den Topf mit ihr! — wieder Farbe raus. Ein zartes Rosaorange ist nun hoffentlich entstanden. Wer mag, kann mit Tomatenmark und Milch oder Sahne die Soßenfarbe in die eine oder andere Richtung drücken.
Tomatensoße (nicht farbechtes Foto)
Tipp: Salz sollte man erst jetzt in die Soße geben, da der Schinken selbst je nach Machart salzig sein kann. Pfeffer nicht vergessen, es sollte nicht zu wenig davon sein.
Die Zusammenkunft
Wenn die Nudeln knusprig im Ofen gebraten wurden und die Soße fertig ist, kann zusammen gebracht werden, was zusammen gehört.
Ihr schnitzt eine Portion Nudel-Ei-Masse aus der Auflaufform — ja, sie ist recht fest geworden — und legt sie auf den Teller, obendrauf einen ordentlichen Löffel von der Tomatensoße dazu … und ihr erlebt, wie sich das Universum in all seinen unerklärlichen Puzzelteilen zusammenfügt und auf eurer Zunge plötzlich alles einen Sinn ergibt. Ja, Schinkennudeln, das sind wirklich und wahrhaftig Schinkennudeln!
Die einzigen wahren Schinkennudeln des Universums.
Es ist nicht so, dass ich schon immer ein tiefer Verehrer von Knäckebrot war. Ein- oder zweimal im Jahr habe ich Lust darauf bekommen, ein Päckchen Wasa gekauft, zwei Scheiben gegessen und der Rest zerfiel nach ein paar Monaten zu Semmelbröseln. Irgendwie schmeckte mir das zu staubig, um mich nachhaltig zu begeistern.
Dann habe ich im vergangenen Jahr in der Redaktion ein von der Sekretärin selbstgebackenes Knäckebrot probieren dürfen. Sehr lecker! Also hab ich das auch mal probiert, der erste Versuch ging in die Hose. Die missglückten Scheiben diente der Sojus-Kapsel als Hitzeschild, mit der Astronaut Alexander Gerst wieder auf der Erde landete.
Nun habe ich mich wieder an Knäckebrot gewagt. Rezepte habe ich viele gelesen, gemerkt, dass es unglaublich viele Arten gibt, Knäckebrot zu backen und mir einfach ein paar Prinzipien herausgepickt, um einen weiteren Fehlversuch zu vermeiden. Die Mehlmenge habe ich ebenso wie die Backzeit deutlich reduziert.
Ein einfaches Knäckebrot backen
Also, in meine Grundvariante kommen:
140 Gramm Haferflocken (eher die knackigen)
125 Gramm Roggenmehl (Dinkelmehl geht auch)
3 Esslöffel Olivenöl
1 Teelöffel Salz
frisch gemahlener Pfeffer (fünf bis sechs Umdrehungen mit der Mühle)
Insgesamt 200 Gramm an Körnern (Klassisch bei mir 100 Gramm Sonnenblumenkerne, 50 Gramm Sesam, 50 Gramm Leinsamen)
400 Milliliter Wasser
Das „Machen“ könnte kaum einfacher sein. Alle Zutaten in eine Schüssel kippen, durchrühren, fertig. 15 Minuten ziehen lassen, dann die Masse auf ein Backblech mit Backpapier verstreichen. Der Teig sieht relativ dick aus, wird beim Backen — 160 Grad für rund 50 Minuten — dann aber flacher. Nach zehn Minuten das halbfeste Knäckebrot nochmal kurz aus dem Ofen nehmen und die Stücke in den Teig schneiden — das geht nach dem Backen nicht mehr so einfach.
Variantenreiches Knäckebrot
Knäckebrot frisch aus dem Backofen.
Das Schöne an dem Knäckebrot — es lässt eine Vielzahl an Varianten zu. Ich habe schon Rosmarin oder Thymian reingehackt, Parmasankäse reingerieben, getrocknete Cranberries reingemischt, extra viel bunten Pfeffer in den Teig, Pinien- und Kürbiskerne verwendet, Tomatenmark untergerührt, Knoblauchöl dazu gegeben … man kann so einiges damit anstellen, damit keine Langeweile aufkommt.